Schnittmusterbogen verstehen
Viele Nähanfänger oder Näheinsteiger schrecken schon vor dem bloßem Anblick eines Schnittmusterbogens zurück. Und ja er sieht kompliziert ist aus, aber ist er eigentlich gar nicht. Mit unseren Erklärungen könnt ihr im Handumdrehen einen Schnittmusterbogen lesen wie ein Namensschild. Somit steht dem Nähvergnügen nichts mehr im Weg.
Woher kommt eigentlich der Schnittbogen?
Schnittmusterbögen sind bei uns seit dem 19. Jahrhundert bekannt, der US-amerikanische Unternehmer Ebenezer Butterick erfand die Schnittmusterbögen 1863. Durch die Veröffentlichung in Handarbeitszeitschriften wurden sie im Deutschland der Nachkriegszeit verbreitet. Man fügte dem Heft Schnittmuster auf Papierbogen bei, nach denen Modelle zu Hause nachgeschneidert werden konnten. Es gab jedoch bereits im 18. Jahrhundert deutsche Modezeitschriften mit Anleitungen zum Selbstschneidern und Schnittzeichnungen, den Vorläufern der Schnittmusterbögen.
Große Schnittteile, wie z.B. das Rückenteil eines langen Mantels finden nicht im Ganzen auf dem Bogen Platz. Sie werden entweder in mehreren Einzelteilen auf dem Bogen platziert ,welche später zusammengesetzt werden müssen, oder Sie müssen um ein angegebenes Maß im Linienverlauf verlängert werden.
Zu jedem Schnitt gibt es im Heft eine Beschreibung und eine Nähanleitung. Die dort vergebenen Nummern der Schnittteile finden sich auch auf dem Schnittmusterbogen wieder. Diese sogenannten Suchnummern sind am Rand des Bogens in der gleichen Farbe wie das dazugehörige Schnittteil aufgedruckt. Das entsprechende Schnittteil liegt dann ungefähr senkrecht unterhalb oder oberhalb dieser Suchnummer. Um das spätere Übertragen des Schnittes zu erleichtern, sind auch in den Ecken und anderen wichtigen Schnittpunkten des Schnittteiles entsprechende Zahlen eingetragen. Muss ein Schnittteil zusammengesetzt werden, wird die entsprechende Suchnummer um einen Buchstaben ergänzt.
Kurze Linien die rechtwinklig von einer Konturlinie abzweigen, und den gleichen Linientyp verwenden, werden "Knips" genannt. Sie dienen bei dem späteren Zusammennähen als Markierungen und erleichtern z.B. das passgenaue Einsetzen eines Ärmels . Knipse werden beim Zuschnitt durch einen kleinen Einschnitt in den Rand auf das Schnittteil übertragen. Der Einschnitt darf keinesfalls länger sein, als die angegebene Nahtzugabe.
Ein oft verwendetes Symbol ist die Schere. Werden unterschiedliche Modellvarianten in einem Schnitt dargestellt, zeigt die Schere an, welches Modell an welcher Linie abgetrennt werden muss. Die entsprechende Modellnummer befindet sich im Inneren des benötigten Schnittteiles meistens in der Nähe des Scheren-Symbols. Wird die Schere in Verbindung mit dem Wort Beleg dargestellt, bedeutet dies, es muss zusätzlich zu dem Hauptschnittteil noch ein weiteres kleineres Teil zugeschnitten werden. Diese Schnittteile folgen außen der Kontur des Hauptschnittteiles, reichen aber nur bis zu der, mit der Schere gekennzeichneten Linie. Belege werden auf einem Lageplan mit der Nummer des dazugehörigen Hauptschnittteiles gekennzeichnet, tragen aber zusätzlich einen kleinen Buchstaben als Erweiterung.
Ausradeln
Das "Ausradeln". Hierbei legt man das Papier, auf welches die Schnittteile übertragen werden sollen, auf eine weiche Unterlage, z.B eine Wolldecke. Darüber wird der Schnittmusterbogen so glatt wie möglich ausgebreitet. Er kann gegebenenfalls mit einigen Stecknadeln fixiert werden. Jetzt müssen alle Konturlinien, Knipse und auch der Fadenlauf der gewünschten Konfektionsgröße so sorfältig wie möglich mit dem Rad des Ausradelwerkzeuges nachgefahren werden. Die kleinen Spitzen des Werzeuges stechen hierbei durch den Schnittmusterbogen und bilden dabei alle Linien auf dem darunterliegenden Papier ab. Anschließend können die kleinen Löcher mit einem gut sichtbaren Zeichenstift nachgezeichnet und die Beschriftung des Schnittteiles vom Schnittmusterbogen auf das neue Schnittteil übertragen werden. Das übertragene Schnittteil kann jetzt entlang der nach-gezeichneten Linien ausgeschnitten werden und ist fertig.
Abpausen
Das "Abpausen". Hierbei wird der Schnittmusterbogen glatt auf einer ebenen Fläche ausgebreitet. Darüber legt man dann ein festes, etwas transparentes Papier. (Seiden-oder Transparentpapier eignet sich hierfür besonders gut.) Jetzt werden einfach alle Konturlinien und die jeweilige Beschriftung der Schnittteile mit einem gut sichtbaren Stift durchgezeichnet. Anschließend werden die übertragenen Teile entlang der Linien ausgeschnitten.
Tipp:
Die ausgeschnittenen und beschrifteten Schnittteile lassen sich am besten hängend aufbewahren. Dazu einfach in jedes Schnittteil mit einem Locher ein kleines Loch stanzen, ein dünnes Bändchen durchfädeln und auf einem Bügel in einen Schrank hängen.