Effektvolle Farbverläufe ganz einfach selbst gestalten
So wunderschön Farbverläufe auch sind, so kann man beim Color Blending leider nicht einfach so drauf los stricken. Je nach Projekt variieren Breite und Länge, sodass du dir zunächst ein paar Gedanken vorab machen solltest, damit dein Modell sein volles Potenzial erreicht. Wir bei craftery.de haben recherchiert und für dich die wichtigsten Tipps zusammengestellt.
Ombré- und Gradient-Effekte sind aus der Mode nicht mehr wegzudenken – auf den Fingernägeln, den Haaren oder für das Outfit werden mit viel Spaß und Kreativität die eindrucksvollsten Farbverläufe kreiert. Hier bei craftery.de zeigen wir dir einige Tipps und Tricks, mit denen du die schönsten Effekte in deinen ganz persönlichen Lieblingsfarben entstehen lassen kannst.
Ombré oder Gradient?
Für einen Ombré-Look wird lediglich eine Farbe in unterschiedlichen Intensitäten verwendet. Ob von leuchtendem Pink zu zartem Rosé oder von Anthrazit zu Lichtgrau – hier geht es lediglich darum, einen Farbverlauf von hell zu dunkel, beziehungsweise von kräftiger zu zarter Farbe entstehen zu lassen. Dadurch entstehen effektvolle Kleidungsstücke und Accessoires, die elegant wirken und sich besonders gut kombinieren lassen.
Für einen Gradient-Effekt können alle Farben des Regenbogens miteinander verblendet werden. Hier benötigt die Farbauswahl vielleicht ein wenig mehr Überlegung, dafür sind die Ergebnisse dann aber auch sehr kunstvoll und individuell.
Die Technik des Verblendens
Die einzelnen Farben miteinander zu verblenden, sodass sie sanft ineinander übergehen, ist ein wenig wie Malerei – nur mit Garnen. Ist ein Farbabschnitt nahezu beendet, wird damit begonnen, ab und an eine Reihe mit der nächsten Farbe einzufügen. Dann werden diese Farbabschnitte nach und nach vergrößert, bis nur noch die zweite Farbe verarbeitet wird. Da das menschliche Auge in regelmäßig angeordneten Farbwechseln automatisch ein Streifenmuster erkennt, ist es hierbei wichtig, die Farben in unregelmäßigen Abständen zu wechseln. Statt also 5-mal je eine Reihe in Farbe 1 und Farbe 2 und dann jeweils 5-mal zwei Reihen pro Farbe zu stricken, kann man zum Beispiel wie folgt vorgehen:
Reihe 1: Farbe 1; Reihe 2: Farbe 2; Reihe 3-5: Farbe 1; Reihe 6: Farbe 2; Reihe 7: Farbe 1; Reihe 8-10: Farbe 2; Reihe 11-12: Farbe 1; Reihe 13-15: Farbe 2; Reihe 16: Farbe 1.
So wird in unregelmäßigen Abständen der Anteil an Farbe 2 nach und nach erhöht.
Unsere Tipps für die Farbauswahl
Die gute Nachricht ist, dass es nicht den einen korrekten und viele verkehrte Wege gibt, Farben und Garne auszuwählen. Wer sich unsicher ist oder gern im Farbenrausch treiben lassen möchte, kann auch erst einmal zwei Farben auswählen und schauen, wie diese verstrickt miteinander wirken, bevor die nächste Farbe ausgesucht wird. Wer ein weniger experimentierfreudiges Naturell besitzt, findet inzwischen auch viele bereits fertig zusammengestellte Farbverlaufs-Kits im Handel. Für einen eher dramatischen Effekt sollten Farben ausgewählt werden, die einen starken hell/dunkel Kontrast bieten, für sanfte Eleganz bietet sich der softere, weiche Ombré - Effekt an. Auch der Farbkreis bietet uns einige Unterstützung: Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen (Komplementärfarben), oder auch analoge Kombinationen, die im Farbkreis nebeneinander angeordnet sind, erweisen sich häufig besonders wirkungsvoll. Sehr harmonisch wird es, wenn diese Farben durch etwas gedämpftere Natur- oder Gewürztöne ersetzt werden. Safran, Zimt und Chili oder Cognac, Paprika und Curry sind nicht nur in der Küche unverzichtbar.
Bereits fertig zusammengestellte Garnsets gibt es z.B. als Mini-Skein-Sets von Sweet Georgia in fünf unterschiedlichen Varianten bei www.lovecrafts.com. Perfekt aufeinander abgestimmt lässt es sich hiermit sofort losstricken.
Ombré in sieben Farbvarianten gleich aus dem Knäuel bietet die „Puno“ von Lang Yarns. Sehr exklusiv ist hier auch der Faser- mix, bestehend aus 55% extrafeiner Merinowolle, 30% Baby-Alpaka und 15% Seide. Das 200 Gramm Knäuel bietet sich mit ca. 800 Metern Lauflänge sehr schön für Tücher, Schals und weitere Accessoires an.
Die Garne
Von Sockengarnen bis zu edlen Kaschmir-Seidenmischungen kann nahezu jedes Garn verwendet werden. Um auszuschließen, dass die eine oder andere kräftige Farbe eventuell ausblutet und die zarten Abschnitte verfärbt, sollte auf jeden Fall eine Maschenprobe gearbeitet und auch gewaschen werden.
Auch Garne, die bereits einen Farbverlauf mitbringen, kann man gut für eigene Kreationen verwenden. Wenn sich, wie bei unserem Beispiel, in den Knäueln mit unterschiedlichen Farbnummern annähernd identische Farbabschnitte finden, lassen sich diese sehr vorteilhaft für fließende Farbübergänge nutzen.
Garn: Lana Grossa „Lace Seta“
(70% Alpaka, 30% Seide, LL ca 250 m auf 50 g)
Von links nach rechts: uni Farbe 24, Degradé Farbe 113, uni Farbe 007, Degradé Farbe 113, uni Farbe 14, uni Farbe 15.
Lebhafte Intensität erzeugen auch Farbverläufe aus Multicolor- Garnen. Wichtig bei der Farbauswahl ist lediglich, dass sich in jedem Folgegarn Farbsprengsel der vorherigen Farbe wiederfinden.
Garn: Lang Yarns „Finn“
(72% Schurwolle, 28% Polyacryl, LL ca 80 m auf 50 g)
Von links nach rechts: Farbe 68, 34, 97, 59, 87 und 62.
Ein Ombré-Streifenlook eignet sich sehr gut, um zum Beispiel bei schlichten und ansonsten unifarbenen Modellen modische Akzente zu setzen ohne eine halbe Farbpalette einzusetzen – einige wenige harmonische Nuancen reichen bereits vollkommen aus. Auch komplette Streifenschals oder Tücher erhalten so einen ganz besonders schönen Effekt.
Garn: Lana Grossa „Arioso“
(48% Schurwolle, 30% Alpaka, 22% Polyamid, LL ca 240 m auf 50 g)
Farben von links nach rechts: 20, 23, 07, 21 und Grau 11.
Die Modelle
Von Socken bis zu ganzen Mänteln und Kleidern lassen sich nahezu alle Modelle mit Farbverläufen gestalten. Besonders einfach gelingt der Farbspaß bei allen rundgestrickten Sachen, oder auch Tüchern und Schals. Bei Modellen, die in mehreren Teilen gearbeitet werden - wie zum Beispiel Jacken - sollten auf jeden Fall die Reihen der einzelnen Farbabschnitte gezählt werden, damit alle Teile hinterher gut zueinander passen.
Bei den Ärmeln sieht dann eine optische Farbanpassung gut aus, die sich in der Höhe am Körperteil orientiert. Aber auch ein weißer Pulli, der sich lediglich an den unteren Körper- und Ärmelabschnitten über sanftes Grau hin zu Anthrazit wandelt, ist sehr effektvoll.
Interessant sind auch Socken, bei denen der Farbverlauf der zweiten Socke umgekehrt verläuft – in der kunterbunten Variante auch eine gelungene Resteverwertung.
Schlichte Schals und Tücher sind ganz hervorragend für den Einstieg geeignet. Hier sind keine komplizierten Schnitte oder Muster zu beachten und man kann sich ganz allein auf die Freude an den vielen Möglichkeiten der Farbenspiele konzentrieren, in aller Ruhe experimentieren und zudem in relativ kurzer Zeit einen ganzen Stapel davon stricken.
Denn einmal damit angefangen, kommen meist so viele weiter Ideen, dass es nicht bei einem Modell bleibt. Und da man nie zu viele Schals und Tücher haben kann, findest du hier zwei Beispiele, die du ganz einfach in deinen Lieblingsfarben nacharbeiten kannst.
Beide Modelle sind aus zwei Fäden gleichzeitig gestrickt: Jeweils einem Merino-Lacegarn in einer neutraleren Grundfarbe, die durchgehend gearbeitet wird, und einem Set feinen Mohairgarns in unterschiedlichen Farbabstufungen. Mit diesem kleinen Trick verschwimmen die Farben noch etwas sanfter und auch eventuell härtere Farbübergänge wirken harmonisch.
Großer Schal im Perlmuster
Material: Lang Yarns „Merino 400 Lace“
(100% Schurwolle, LL ca. 200 m/25 g) ca. 150 g Farbe 0075 und Lang Yarns Mohair Luxe (77% Mohair, 23% Seide, LL ca 175 m/25 g) je 25 g in den Farben 075, 175, 087, 275 und 062, sowie Lang Yarns „Mohair Luxe Paillettes“ ( 41% Mohair, 37% Wolle, 20% Seide, 2% Poly- ester, LL ca 145 m/25 g) 25 g Farbe 0075 und eine Rundstricknadel 3,75 mm, 60 cm lang.
Mit der Merino Lace und dem ersten Knäuel Mohair Luxe 91 Maschen anschlagen.
1. Reihe: 1 Masche links, eine Masche rechts, wiederholen bis zum Ende der Reihe. Die 1. Reihe wiederholen, bis ca. 80% des Knäuels der Mohair Luxe verstrickt sind. Nun die nächste Farbe dazu nehmen und verblenden, wie in dem Artikel beschrieben. Hierfür immer einen Faden der Merino Lace mit einem Faden Mohair Silk gemeinsam verstricken. Für das Verblenden wird lediglich der Faden Mohair Lace gewechselt.
Wie beschrieben fortfahren, bis alle Farben aufgebraucht sind, beziehungsweise der Schal die gewünschte Länge hat. Die Fäden vernähen und je nach Wunsch Fransen einknüpfen.
Die Mohair Luxe und die Mohair Luxe Paillettes von hell nach dunkel anordnen. Die Anordnung für unser Beispielmodell: Farbe 175, 075, Mohair Luxe Paillettes 075, 275, 087, 062.
Dreieckstuch in Blauabstufungen
Material: Lana Grossa „Silkhair“
(70% Mohair, 30% Seide, LL ca 210 m/25 g) je 25 g in den Farben 103, 027 und 079 und Lana Grossa Lace Merino (100% Schurwolle, LL ca 400 m/50 g) 100 g in der Farbe 053, eine Rundstricknadel 3,75 mm, 80 cm lang.
Die Silkhair von hell nach dunkel anordnen. Die Anordnung für unser Beispielmodell: 103, 079, 027.
Mit je einem Faden Lace Merino und Silkair zusammen 3 Maschen anschlagen.
1. Reihe: 1 Masche rechts, 1 Masche aus dem Querfaden zunehmen, rechte Maschen bis zum Ende der Reihe.
2. Reihe: Alle Maschen rechts stricken.
Diese zwei Reihen wiederholen, bis ca 80% der ersten Farbe der Silkhair verstrickt sind. Nun diese mit der nächsten Farbe wie im Artikel beschrieben verblenden, dabei lediglich die Silkhair wechseln, die Lace Merino wird durchgehend verstrickt.
Wie beschrieben weiterarbeiten, bis alle Farben aufgebraucht sind, oder das Tuch die gewünschte Größe erreicht hat. Die Fäden vernähen und eventuell je nach Geschmack Quasten anbringen.